Früher, ihr Mönche, noch vor der vollen Erwachung, kam mir, dem noch nicht vollkommen Erwachten, Erwachung erst Erringenden, dieser Gedanke: 'Was ist wohl da Labsal des Auges, des Ohres, der Nase, der Zunge, des Körpers, des Geistes und der Formen, der Töne, der Düfte, der Säfte, der Gegenstände, der Dinge? Und was ist dabei das Elend? Und was ist dabei die Entrinnung?'
Da kam mir nun, ihr Mönche, dieser Gedanke: 'Was nun durch Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist und Formen, Töne, Düfte, Säfte, Gegenstände, Dinge bedingt an Wohl und Frohsinn aufsteigt, das ist dabei Labsal. Daß aber all dies unbeständig, leidvoll, dem Gesetz der Veränderung unterworfen ist, das ist dabei Elend. Und was bei all diesem die Wegführung des Willensreizes ist, die Überwindung des Willensreizes, das ist dabei die Entrinnung. (S.35.13)
"Labsal des Auges" ist eine Übersetzung von cakkhussa (gut für die Augen; lieblich zu schauen) und assāda (genießen).
Wegführung des Willensreizes ist eine Übersetzung von chandarāgavinayo.
chanda - Antrieb, Absicht, Wille
chandarāga - lustvolle Erregung
vinaya - Entfernen, Beseitigung
Gewöhnlich sucht man Glück durch das Genießen von Sinnesobjekten zu erlangen. Wenn man einsieht dass dieses Glück nicht von Dauer ist, gibt man diese Absicht auf und beendet damit auch alles Unglück. Es ist nicht möglich die unangenehme Seite loszuwerden und die angenehme Seite zu behalten - wenn man genießen will muss man leiden.
Das Glück der Loslösung ist größer als alle Sinnesfreuden, das ist uns aber verborgen und die Sinnesfreuden scheinen das Nächstliegende zu sein. Daher ist diese Wahrheit nicht sehr populär. Wegen der Anhaftung ist die Entsagung zuerst leidvoll, aber am Ende führt sie zu Glück. Genuss ist zuerst freudvoll, führt aber am Ende zu Leid. Das vollkommene Glück der Loslösung scheint in weiter Ferne, aber jeder kleine Erfolg verringert etwas dukkha.
Die Entsagung beruht nicht auf Glauben oder einer Lehrmeinung sondern auf einer tiefen Einsicht in die vier edlen Wahrheiten. Mit Stetigkeit und Geduld werden diese sich vollständig enthüllen, wie lange das auch immer dauern mag. Die rückhaltlose Hingabe an die Sinnesfreuden ist dagegen ein Weg ohne Ziel und Hoffnung, alles wird zunichte.
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