Ununterbrochen strömen durch die fünf Sinne sowie das Denken und Fühlen unzählige Objekte durch das Bewusstsein. Durch den Willen richtet sich die Aufmerksamkeit auf bestimmte Objekte und lässt
alle anderen nebenbei vorüberziehen, so entstehen Handlungen. Man erfasst einen Gedanken und bildet eine logische Gedankenreihe, stellt sich eine Handlung vor und führt sie dann körperlich aus,
oder man handelt nur im Geist, denkt an etwas, stellt sich was vor, ergeht sich in Gefühlen. Man gibt den Handlungen eine bestimmte Richtung mit der Absicht etwas zu erreichen, geistig etwas zu
erfassen oder durch körperliche Tätigkeit ein Resultat zu erzielen. Dieses Auswählen bestimmter Objekte aus dem ständigen Fluss der Wahrnehmungen ist bereits eine Sammlung, ein konzentrieren,
bündeln, hinlenken und vereinigen der Geisteskräfte auf einen Mittelpunkt. Daher ist nach dem Abhidhamma jede Art des Bewusstseins mit einem gewissen Grad von samādhi verbunden. Es sind ja nicht alle Wahrnehmungen gleich stark bewusst, etwas ist immer im Vordergrund der Aufmerksamkeit, entweder weil es sich aufdrängt wie
etwa ein lautes Geräusch, oder weil der Wille eben etwas auswählt, z.B. indem er auf das Geräusch auf bestimmte Weise reagiert. Wir leben ständig im Spannungsfeld der Wahrnehmungen
(saññā-kkhandha) und der Reaktion darauf (saṅkhāra-kkhandha). Wenn damit auch
eine gewisse Sammlung verbunden ist, so ist das Bewusstsein letztlich doch in der Welt der Sinne und des Geistes versunken. Sammā-samādhi unterbricht diesen Fluss, durch anhaltende Konzentration auf ein einziges Objekt wird das Bewusstsein still und ruhig, wie das unbewegte Auge in der Mitte eines
Wirbelsturms. Das ist jhāna, Vertiefung oder Versenkung.
Die erste Stufe des jhāna ist losgelöst von den Wahrnehmungen der fünf Sinne, die zweite ist dazu frei vom Denken, dabei entstehende Glücksgefühle und die
geistige Klarheit verfeinern sich in der dritten Stufe bis zum erhabenen Gleichmut der vierten Stufe. So ist es beschrieben und bei meinen sehr geringen Erfahrungen lässt es sich theoretisch noch
einigermaßen nachvollziehen. Die Wahrnehmung des unendlichen Raumes in der fünften und des unendlichen Bewusstseins in der sechsten Stufe ist wohl schon sehr außergewöhnlich, was mit "nichts ist
da" in der siebten und "weder Wahrnehmung noch nicht-Wahrnehmung" in der achten Stufe gemeint ist kann ich mir nicht mal mehr vorstellen und ob es heutzutage noch jemand gibt der das erreicht hat
ist ungewiss. Es gibt aber keinen Grund auszuschließen dass der Buddha das erreicht hat und sogar noch darüber hinausgegangen ist bis zu Nibbana.
Schon vor der Zeit des Buddha gab es Yogis die sehr hohe Stufen der Meditation erreicht hatten, wie es z.B. in den Upanishaden überliefert ist. Der erste Meister des angehenden Buddha hatte sogar
die siebente, der zweite die achte Stufe erreicht. Das gibt eine Vorstellung davon womit wir es hier zu tun haben, auf welchem Niveau sich der aus dem indischen Kulturkreis hervorgegangene
Buddhismus befindet. Wer hier keine Ehrfurcht empfindet dem ist nicht zu helfen.
Oft hört man dass die jhāna für die Befreiung nicht nötig seien, dazu gibt es auch Hinweise im Palikanon. Ich kann das nicht beurteilen, jedenfalls ist
Sammlung des Geistes bestimmt eine notwendige Voraussetzung dazu. Konzentration auf Lehrinhalte (dhammas) wie etwa das Bewusstwerden über die Vergänglichkeit, die bedingte Entstehung, die vier
edlen Wahrheiten, sowie die Übung der Sammlung auf ein einziges Objekt wie den Atem oder auch auf einen Mantra wie es u.a. in der thailändischen Waldtradition praktiziert wird. Der Zweck ist
Geistesruhe (samatha) und Einsicht (vipassanā) und so ist samma samadhi eine wesentliche und unverzichtbare Übung des achtfachen Pfades.
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