Rede ist zwischenmenschliche Kommunikation mittels einer Sprache. Vier Arten rechter Rede werden vom Buddha häufig genannt und in A.X.176 erklärt:
Wie aber, Cunda, ist Lauterkeit vierfach in Worten?
Da, Cunda, meidet einer die Lüge, enthält sich vom Lügen. Befindet er sich in einer Gemeindeversammlung, in einer (anderen) Zusammenkunft, unter Verwandten, in der Gilde, oder wird er vor Gericht geladen und als Zeuge befragt: 'Komm, lieber Mann, sage aus, was du weißt!', so sagt er, wenn er nichts weiß: 'Ich weiß es nicht', und wenn er etwas weiß: 'Ich weiß es'. Wenn er nichts gesehen hat, sagt er 'Ich habe nichts gesehen', und wenn er etwas gesehen hat: 'Ich habe es gesehen'. So spricht er weder um seinetwillen, noch um anderer willen, noch um irgendeines weltlichen Vorteils willen eine bewusste Lüge.
Er meidet die Zwischenträgerei, enthält sich der Zwischenträgerei. Was er hier gehört hat, erzählt er dort nicht wieder, um diese zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier nicht wieder, um jene zu entzweien. So einigt er die Entzweiten, festigt die Verbundenen, Eintracht liebt er, an Eintracht findet er Freude und Gefallen; und Eintracht fördernde Worte spricht er.
Er meidet rohe Rede, von rohen Worten steht er ab; milde Worte, die dem Ohre angenehm sind, liebreich, zu Herzen gehend, höflich, viele beglückend und erfreuend, solche Worte spricht er.
Er meidet törichtes Geschwätz, von törichtem Geschwätz steht er ab; er redet zur rechten Zeit, sachlich, zweckdienlich, im Sinne der Lehre und Zucht; führt Reden, die wertvoll sind, angebracht, gebildet, angemessen und sinnreich.
Eine Lüge entsteht durch die Absicht jemanden zu täuschen um einen Vorteil, Gewinn oder Nutzen für sich selber oder andere zu erlangen, also auf der Grundlage von Begehren.
Schwieriger kann es werden mit einer Lüge die durch die Absicht entsteht Schaden von sich selber oder anderen abzuwenden. Z.B. wenn jemand von der Nazibehörde über den ihm bekannten Aufenthaltsort einer jüdischen Familie befragt wurde und er gab an ihn nicht zu kennen um unschuldige Menschen vor grausamer Vernichtung zu bewahren. Zumindest für einen gewöhnlichen Menschen gibt es wohl berechtigte Notlügen. Denkbar wäre dass ein Erwachter, bei dem die Identifikation mit den khandha vollkommen ausgelöscht ist, in so einem Fall schweigen oder zugeben würde den Ort zu kennen, ohne ihn bekannt zu geben, womit er sich selber dem Risiko der Folter oder Vernichtung aussetzen würde.
Zwischenträgerei, das Hinterbringen, Verraten, Denunzieren, Diffamieren, Verleumden, Anschwärzen, in Verruf bringen, das entsteht durch die Absicht jemandem zu schaden, also auf der Grundlage von Hass. Allerdings auch nicht in jedem Fall, z.B. wenn ein Schüler dem Buddha über die falsche Ansicht eines Ordensbruders berichtet hat, war nicht Hass die Grundlage sondern berechtigte Sorge.
Rohe Rede, grobe und verletzende Worte entstehen ebenfalls aus Hass wenn absichtliches Übelwollen dahintersteckt und nicht etwa heilsame Zurechtweisung, die dann nicht mit Überheblichkeit oder Zorn verbunden ist. Mit der Fähigkeit das Herz anderer zu durchschauen wäre immer klar wann eindringliche Ermahnung erforderlich ist. Das ist aber eine seltene Fähigkeit die zu den sechs höheren Geisteskräften gezählt wird, weshalb es angebracht ist mit Grobheiten so sparsam wie möglich umzugehen. Gewöhnlich drückt sich Wohlwollen durch Freundlichkeit und Sanftmut aus.
Geschwätz ist Kommunikation ohne Notwendigkeit. Wenn man gegenwärtig auch nicht in einer Notsituation ist, so wird doch bestimmt eine solche eintreten z.B. in Form von Krankheit, Alter, Tod, Verlust des Besitzes oder geliebter Menschen. So ist es im Grunde nicht sinnvoll sich in guten Zeiten über allerhand Belanglosigkeiten auszutauschen um dann in schlechten unvorbereitet dazustehen. Je tiefer die Einsicht in die vier edlen Wahrheiten, desto größer die Anstrengung am achtfachen Pfad voranzuschreiten. Dem entspricht die Gesellschaft die man bevorzugt und das Thema über das man hauptsächlich reden möchte. Deshalb sagte der Buddha zu den Mönchen, die wohl die beste Gesellschaft waren:
Wenn ihr zusammenkommt, ziemt euch zweierlei: ein Gespräch über die Lehre (dhamma) oder edles Schweigen. (M.26)
Paliwörter aus A.X.176 übersetzt von Klaus Mylius:
vācā ƒ <ved vẩc, skr ~> Rede, Sprache, Wort
pisuna <ved piśuna> I. Adj verleumderisch, verräterisch; II. m Verleumder, Denunziant
pharusa Adj <ved paruṣá> rauh, grob, barsch; ~vacana n, pharusāvācā ƒ grobe Rede
musāvādo
musā Adv <ved mṝṣā> 1. falsch, unrichtig; 2. unwahr, lügnerisch; ~bhāsati, ~vadati die Unwahrheit sagen, lügen; ~vāda m Lüge
samphappalāpo
sampha n Geschwätz, leichtfertige Rede
palāpa 1 m <ved pralāpá> Geschwätz, Gefasel
pharusa Adj <ved paruṣá> rauh, grob, barsch; ~vacana n, pharusāvācā ƒ grobe Rede
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