Wie bei allen Daseinsgruppen ist auch mit rūpa kkhandha nicht bloß der eigene Körper gemeint sondern alles Körperliche:
"Was immer es gibt an körperlichen Dingen, ob eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Körperlichkeitsgruppe."
Die fälschlich angenommene Identität ist das Hauptmerkmal der Verblendung und daher die Wurzel aller Leiden. Die Identität besteht gewöhnlich aus der tiefgründenden Vorstellung 'Ich bin der Körper', weshalb es Sinn macht die khandha eben dort zu betrachten wo sie existentiell erscheinen, als vermeintlich eigener Körper und Geist.
Die Identifikation mit dem Körper ist in materialistischen Kulturen so stark geworden dass sich die Ansicht, Geist und Bewusstsein wären ein Produkt des Körpers bzw. des Gehirns, weit verbreitet hat. Eine Folge davon ist dass Glück mittels Sinnesfreuden angestrebt wird, wodurch sich die Vorstellung der Körper zu sein immer mehr verfestigt bis sie schließlich überhaupt nicht mehr in Frage gestellt wird. Die Bemühung den Leiden zu entkommen um ungestört das Leben zu genießen ist allerdings vergeblich, hilflos wird man von Alter, Krankheit, vielerlei Störungen und schließlich vom Tod eingeholt.
Der einzig mögliche Weg den Leiden zu entkommen führt daher zu einer Einsicht die vom Buddha in vielen Lehrreden mit dem Standardsatz ausgedrückt ist: "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst". Das betrifft alle Daseinserscheinungen, alle khandha. Das Begehren hindert uns daran zu dieser Wirklichkeit zu erwachen, Unwissenheit und Verblendung aufzulösen.
Der äußerlich sichtbare Ausdruck des Körpers und seine Fähigkeiten mögen sehr anziehend sein, eine genauere Betrachtung ist eher ernüchternd:
- Ob man beim Gehen oder Stehen, Sitzen oder Liegen,
- Beim Beugen, Strecken seine Glieder regt,
- Die Regung eines Körpers ist dies nur!
- Gefügt aus Knochen und aus Sehnen,
- darauf geklebt dann die Gewebehaut und Fleisch, -
- Den Körper, durch die Außenhaut verhüllt,
- man sieht ihn nicht, so wie er wirklich ist.
- Gefüllt ist er mit Eingeweiden, mit Magen, Leber und der Blase;
- Gefüllt mit Herz und Lunge, Nieren und der Milz.
- Mit Nasenschleim und Speichel, Schweiß und Fett,
- Mit Blut, Gelenköl, Galle, Lymphe ist er voll.
- In Rinnsal neunfach fließt aus ihm beständig Unrat:
- Vom Auge sickert Augensaft, vom Ohre kommt das Ohrenschmalz;
- Es träufelt aus der Nase Rotz, vom Mund auch manchmal bricht man aus;
- Man sondert Galle aus und Schleim, vom Körper rinnt der schmutzige Schweiß;
- Und seines Schädels Höhlung birgt die Masse des Gehirns.
- Dies alles hält für schön der Tor! Unwissen ist es, dem er darin folgt!
- Und wenn er dann als Leichnam daliegt, mit aufgequollenem Leibe und verfärbt,
- Zur Leichenstätte fortgeschafft, nicht kümmert sich um ihn Verwandtschaft.
- Es fressen an ihm Hunde und Schakale, die Wölfe und die vielen Würmer;
- Die Raben fressen und die Geier und andere Lebewesen auch.
- Doch wenn hier des Erwachten Wort ein weiser Mönch vernommen hat,
- Durchaus versteht er diesen Leib, er sieht ihn, wie er wirklich ist.
- Wie dieses, so ist jenes auch; wie jenes, so ist dieses hier!
- So wissend löst man ab den Willen vom Körper eigen oder fremd.
- Der weise Mönch, von jeder Gier des Willens hier entsüchtet
- Todlosen Frieden hat er dann erreicht, die Stätte des Nibbāna unvergänglich!
- Dies auf zwei Beinen hier, man pflegt's, das unrein ist und übel duftend,
- Mit vieler Fäulnis angefüllt, die ausfließt hier und ausströmt dort!
- Mit solchem Körper glaubt man's auch noch recht, sich selber zu erhöhen
- Und andere zu verachten! Was kann dies anderes sein als Unverstand?
Kommentar schreiben